Nepenthes masoalensis
Nepenthes masoalensis - Nepenthes madagascariensis, ein Vergleich
Nepenthes masoalensis, von Schmid-Hollinger 1977 beschrieben, wächst im Nordosten von Madagaskar. Es ist die zweite Art von Nepenthes auf dieser Insel.
N. masoalensis ist durch mehrere Merkmale eindeutig von N. madagascariensis abzugrenzen:
Die Form der Kletterkannen, die Kleinheit der Blüten, die Form der Früchte und selbst der Haarpelz, der besonders junge Anlagen schützt, sind von N. madagascariensis verschieden.
Benützte Abkürzungen:
N. masoalensis = mas
N. madagascariensis = mad
Kletterkannen, Verdauungsdrüsen
Unterschiedliche Form der Kletterkannen
N. masoalensis hat eine lange, wachsige Gleitzone. N. madagascariensis dagegen bildet bis unter das Peristom Verdauungsdrüsen. Dieser Gegensatz ist natürlich korreliert mit der Form der Kletterkannen und gilt auch für andere Nepenthesarten.
Die Form und die Verteilung der unteren Verdauungsdrüsen ist artspezifisch.
N. masoalensis: Verdauungsdrüsen etwas kleiner und nicht sehr dicht verteilt (im Vergleich zu N. madagascariensis).
N. madagascariensis: Verdauungsdrüsen etwas grösser, runder und dicht aneinander liegend (im Vergleich zu N. masoalensis).
Verschiedene Dichte der Verdauungsdrüsen (sehr dichte Anordnung bei N. madagascariensis)
Haare (Trichome)
Beide Nepenthes-Arten haben auf jungen Anlagen einen schützenden Haarpelz.
N. masoalensis bildet kürzere, ungleichlange Haare aus (viele Haare sind nur einzellig), und die Haare liegen straff an den Anlagen. N. masoalensis bildet haararme Zonen durch Verkahlung aus.
N. madagascariensis bildet lange, biegungsfähige Haare aus.
Blütenstände
Die Teilblütenstände der zwei nah verwandten Arten sind cymös (Gesamtblütenstand = Thyrsoid). Die cymösen Teilblütenstände sind anfangs bei beiden Arten kugelige Aggregate.
N. masoalensis behält diese kugelige Form während des Aufblühens bei (allerdings wurden nur wenige Exemplare am locus classicus = Ambato gesehen).
N. madagascariensis verlängert die Teilblütenstände beträchtlich, und die Blüten stehen dann oft zweizeilig-wickelig.
Männliche Blüten
Im Vergleich zu N. madagascariensis sind die Blüten von N. masoalensis signifikant kleiner gebaut: Das Androphor ist bedeutend kürzer und der Antherenkopf kleiner.
Natürlich müssen Konservierungs-Unterschiede berücksichtigt werden: Sind die Blüten in FAA konserviert oder als Herbarexemplare getrocknet? Einerlei: Die Unterschiede sind klar. N. masoalensis hat zudem viel feinere Pedicelli, und durch die stark verdichtete Cymenstruktur ist der zweizeilig-wickelige Bau kaum zu erkennen.
Früchte
Die Kapseln von N. masoalensis stehen sehr nah beieinander und erinnern wohl an die ebenfalls kugeligen Aggregate der weiblichen Blüten.
Im Vergleich zu N.madagascariensis sind die Kapseln von N. masoalensis etwas kürzer und ihre Klappen eiförmiger (N. madagascariensis mit eher länglich-lanzettlichen Klappen).
Hydathoden (Schildhaare)
Die Grundstruktur der Hydathoden (= gestielte Schildhaare) ist bei beiden Nepenthes-Arten dieselbe: Der Schild besteht aus mehr oder weniger 8 Zellen. Die N. masoalensis-Schildhaare erscheinen runder, diejenigen von N. madagascariensis unregelmässig gelappt bis kreuzförmig. Ob diese Unterschiede wirklich artbedingt sind, können erst umfangreichere Untersuchungen bestätigen.
Die Hydathoden von N. madagascariensis auf der Tepalen-Aussenseite haben einen gewölbten Schild und nähern sich deshalb der Kugelform der Hydathoden von N. pervillei an. Leider konnten hier noch keine Untersuchungen an den Hydathoden von N. masoalensis auf der Tepalen-Aussenseite gemacht werden.
Variabilität von Nepenthes masoalensis
Sehr kleine Blüten -an ebenfalls nicht sehr grossen Blütenständen- fanden wir in sumpfigen Stellen südlich des Onive-Flusses (Masoala). Die sehr kleinen Blütenknospen und die unfertigen Kapseln werden interpretiert als Stressformen. An diesen Standorten mitten unter Pandanus und Ravenala schwanken die Wasserstände extrem, auch Austrocknung kommt vor!
Dass die Kapseln mitten in ihrer Entwicklung gestört wurden, zeigen die noch voll entwickelten Narben, die sonst bei ausgewachsenen Kapseln völlig unscheinbar auf den Klappen sitzen. Sogar gewisse Ablagerungen liessen sich an Blütenständen ablesen.
Siehe auch:
- Schmid-Hollinger, 1977, Nepenthes-Studien IV. Eine neue Nepenthes-Art aus Madagaskar, Nepenthes masoalensis sp. nov. Bot.JB Syst. 97.
- Schmid-Hollinger, 1982, Népenthacées, Flore de Madagascar, Famille 86, Paris.
- www.bio-schmidhol.ch/ Nepenthes masoalensis