Mittelmeervegetation

Myrte (Myrtus communis): Durch Jahrtausende berühmt!

Myrte (Myrtus communis L.)

"Wer die Myrte in ihrem Hochzeitsschmuck gesehen hat, das derbe Blattwerk mit einer Unmenge zarter, weisser Blüten übersät und die jungen, schlanken, rotbraunen, steifaufrechten Schosse triumphierend aus dem allgemeinen Blütenmeer hervorragend, der begreift, dass sie schon den Griechen als Symbol von Jugendfrische und Schönheit gegolten hat und daher der Venus und Aphrodite geweiht war" (Zitat M.Rikli).

Als Aphrodite in Zypern aus dem Meer stieg, versteckte sie sich hinter einem Myrtenbusch. In der Folge wurde die Myrte mit den weissen Blüten und dem lieblichen Duft zum Symbol für Brautschmuck und Ehe, und schon im Altertum wurde Myrtus als Zierstrauch bei Heiligtümern angepflanzt.

 

Die Myrte wurde bewundert von Theophrast (4. bis 3. Jahrh. vor Christus) bis zu Goethe. Theophrast (De Causis Plantarum) lobt die besonders stark wohlriechende Myrte in Aegypten. Goethe ("Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen"): "Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?"

Blütenbau

Die gestielten Blüten stehen einzeln in den Blattachseln.

Die duftenden Blüten

"Wenn die Myrte in grossen Mengen auftritt und brütende Sonnenglut auf ihr liegt, wirkt der würzige Geruch geradezu betäubend" (Zitat Rikli).

Staubblätter und Schnitt durch eine Blüte (St = Staubblätter, Gr = Griffel, Sa = Samenanlagen, uFr = unterständiger Fruchtknoten)

Die sehr zahlreichen Staubblätter dominieren die Blüte (5 Kelch- und 5 Kronblätter); der einfache Griffel ist erst im abgeblühten Zustand klar zu erkennen. Der Fruchtknoten ist unterständig (epigyn).

Früchte

Der zwei- bis dreifächerige Fruchtknoten wächst heran zu einer rundlichen, blauschwarzen Beere.

Frucht; reifende Samenanlagen; zwei Fächer

Reifende Beeren

Oelbehälter

Die Blätter enthalten besonders viele Oeldrüsen. Im Durchlicht sind diese Drüsen sehr gut zu erkennen. Die Hohlräume entstehen durch Auseinanderweichen von Zellen (schizogen).

Oeldrüsen der Myrte im Durchlicht

Die "Punktierung" ("Durchlöcherung") der Blätter war schon im Altertum ein Rätsel. Die Erklärung damals: Durch die Verzweiflungstat von Phädra, Gattin des Theseus, sind die Löcher entstanden, denn Phädra durchlöcherte die Blätter der Myrte mit einer Haarnadel.

 

Heute wird Oel (Parfum) hergestellt aus Blättern, Blüten und Rinde: Eau d`Anges. Myrtenblätter (Folia Myrti) enthalten ätherische Oele: Terpene, Cineol, Myrtenöl...

Holz

Stämmchen der Myrte

Die rötliche Rinde wird verwendet zur Ledergerbung von feinem Leder. Das sehr harte, schwere, homogene Holz wird für Drechselarbeiten und für Intarsien verwendet. Myrtus wird über 300 Jahre alt!

Andere Myrtaceen

Die Myrtaceen sind eine recht grosse, tropisch-subtropische Familie. Bekannt ist die Gattung Eukalyptus mit australischem Zentrum.

Eukalyptus

Callistemon

Eukalyptus, seltener Callistemon, sind im Mittelmeergebiet angepflanzt.