Unterengadin

"Distelköpfe"

Disteln erzeugen in uns rasch Abwehrreflexe: Nur nicht gestochen werden! Das Wort "Disteln" hat indogermanische Wurzeln mit der Bedeutung "stechen" und "spitz".

 

Da Disteln mehreren Gattungen (Disteln, Kratzdisteln, Eselsdisteln, Färberdisteln, Mariendisteln, Silberdisteln...) zuzuordnen sind, ist es beinahe unmöglich, die in der Bibel erwähnten Disteln konkreten Arten zuzuweisen!

 

Viele Disteln sind ausgesprochene Schönheiten und bevorzugte Gaststätten für Insekten.

Alpen-Kratzdistel (Cirsium spinosissimum (L.) Scop.)

Schroeter hat diese Pflanze zutreffend charakterisiert:

"Eine Prachtpflanze der Weide, von den Sennen verwünscht, von den Naturfreunden bewundert, ist diese stachelige Kratzdistel, die in üppigen Gruppen feuchte Depressionen, Bachzüge und Lägerstellen bis 2750 m markiert. Die dichtgedrängten Blütenköpfchen sind von einer wunderbar regelmässig gebauten bleichen Hülle dorniger Hochblätter umstarrt, und die Laubblätter sind Meisterwerke der Ornamentik mit dem welligen Gekräusel ihrer allseitswendigen vielstacheligen Ränder".

Alpen-Kratzdistel (Cirsium spinosissimum); Flüela

Bleiche Hüllblätter umgeben die Blütenköpfchen

Klebrige Kratzdistel (Cirsium erisithales (Jacq.) Scop.)

Klebrige Kratzdistel (Cirsium erisithales); Tasnatal

Die Klebrige Kratzdistel hat nickende, hellgelbe Köpfe und wächst in Hochstaudenfluren.

Wollköpfige Kratzdistel (Cirsium eriophorum (L.) Scop.)

Die Hülle dieser Distelköpfe ist dicht "spinnwebig", daher der Name dieser Kratzdistel. Sie bevorzugt stickstoffreiche, kalkhaltige, trockene bis frische Böden und wächst oft an Wegrändern als Kulturbegleiter.

Wollköpfige Kratzdistel (Cirsium eriophorum); Ardez

Blütenkopf der Wollköpfigen Distel; die Hüllblätter, die aus der spinnwebigen Hülle herausragen, sind kurz vor der dornigen Spitze verbreitert

Nickende Distel (Carduus nutans L.)

Dies ist eine im Unterengadin weit verbreitete Distel. Sie kommt häufig gruppenweise vor und wächst an Pionierstellen, aber auch an Strassenrändern und sogar in beweideten Steppenrasen.

Nickende Distel bei Ardez

Hüllblätter breit (Merkmal der Subspezies "platylepis")

Eselsdistel (Onopordum acanthium L.)

Der Stengel der Eselsdisteln ist geflügelt durch die herablaufenden Blattränder.

 

Die Eselsdistel ist ein Kulturbegleiter und wächst nicht selten im Engadin. Sie ist Leitart eines Verbandes (Onopordion acanthii), der in inneralpinen Trockengebieten, aber auch im übrigen, trockenen Mitteleuropa an unbebauten Orten -oft nur sporadisch- entwickelt ist.

Eselsdistel (Onopordum acanthium); Ardez

Die Hüllblätter der Eselsdistel sind allmählich in einen sehr kräftigen Stachel verschmälert