Bromopsis (Bromus) inermis:
Morphologie und Anatomie der Blattspreite
Zum Vergleich wurden obere, getrocknete Blätter von Erneuerungstrieben vom Schenkenberg (AG, Gebiet Aelmhard) und vom Simplon (Berisal, VS) beigezogen. Hand-Querschnitte und Epidermispräparate wurden photographiert.
Die Pflanzen stammen von Ansaaten an Wegrändern. Bromopsis inermis wird gerne zur Stabilisierung von Böschungen verwendet.
Blattnerven
Die Unterseite der Blattspreiten zeichnet sich aus durch leicht vorstehende Längsrippen, wobei eine breitere Rippe mit schmäleren Rippen abwechselt. Die Oberseite (adaxial) ist gleichmässig flach gebaut.
Querschnitte
Die unterseitige Mittelrippe steht spitz- bis rechtwinkelig vor (bei Bromopsis erecta ist die Mittelrippe stark gerundet). Einzelne Seitenrippen ragen mit ihrem Festigungsgewebe unterseits etwas hervor. Die bulliformen Zellen sind in die Epidermis eingesenkt oder ragen über die Epidermisfläche empor.
Untere Epidermis (abaxial)
Kurzzellen fehlen meist in der Zwischenrippenzone!
Die Rippen (costale Zone) sind charakterisiert durch dickwandige, runde bis quadratische Kurzzellen.
Prat (1932) nennt diese Zellen in seinem System Po-Zellen (gerundet oder oval, wellig, gelegentlich punktiert). Er zählt diese Zellen zu den Stachelhaaren (cellules exodermiques), deren Stachel aber extrem reduziert ist. Die Verlängerung ist also gleich null ("prolongement" fast null, deshalb Po).
Metcalfe (1960) bezeichnet diese Zellen als "getüpfelte" Zellen (pitted cells).
Obere Blattepidermis (adaxial)
Stachelhaare (prickles)
In der oberen Blatthälfte, spitzenwärts, treten besonders auf den Rippen Stachelhaare auf. Dies ist nicht etwa eine Spezialität von Bromopsis inermis, denn sehr viele Grasarten haben stachelige Blattspitzen.
Zur Variabilität von Bromopsis inermis
Die typischen Merkmale (fehlende Kurzzellen in der intercostalen Zone; dickwandige, getüpfelte Kurzzellen in der costalen Zone) wird von vielen Autoren bestätigt (so z.B. Verlaque/Vignal 1993).
Vergleicht man die Population Schenkenberg (AG) mit der Population Berisal-Ganter (VS), so treten in der Epidermis Unterschiede auf. Diese Unterschiede könnten auf unterschiedlichen Rassen beruhen, denn in den USA zählt das Agriculture Department 1995 nicht weniger als 26 Varietäten von Br. inermis auf!
Dazu kommt ein anderes Problem: Schon Elliott (1948) und Armstrong (1981) wiesen auf Hybriden und Uebergänge (Genintrogressionen) zwischen Bromopsis inermis und Bromopsis pumpelliana hin.
Schliesslich darf nicht vergessen werden, dass durch die Aussaat von Arten in neuen Biotopen via Selektion Neu-Mutationen ausgelesen werden können.