Helictotrichon pubescens ssp. laevigatum in der Schweiz
Der Kahle Flaumhafer (auch als Kahler oder Glatter Wiesenhafer genannt) ist ein mehrjähriges Gras in der subalpinen-alpinen Stufe der West- und Südalpen und der Karpaten.
Die heute allgemein anerkannte Unterart (Fischer et al. 2005/ Conti 2005/ Tison & Foucault 2017) wurde 1914 von Schinz und Keller aus dem Piora-Gebiet erwähnt.
2016 konnte ich diese Unterart im Piora-Gebiet nachweisen, und mehrere Jahre beobachtete ich H. pubescens ssp. laevigatum auf dem Simplon.
Beide Funde liegen in extensiv bewirtschafteten Alpweiden.
Die hervorstechendsten Merkmale
Die obere Hüllspelze des Aehrchens überragt (bei den meisten Aehrchen) die zunächststehende Deckspelze um einige Millimeter! Im Vergleich zu ssp. pubescens sind die Aehrchen von ssp. laevigatum deutlich grösser.
Helictotrichon pubescens laevigatum: Aussehen (Habitus)
Der Kahle Flaumhafer (ssp. laevigatum) ist in diesen extensiv bewirtschafteten Alpweiden als lokales, zerstreutes, hochwüchsiges Gras kaum zu übersehen. Diese Unterart darf allerdings nicht verwechselt werden mit der in den Südalpen weit verbreiteten Form von ssp. pubescens, die oft unbehaarte Blätter aufweist. Bereicherungstriebe von ssp. laevigatum können durchaus leicht behaart sein.
Die oft einseitig hängenden Rispen erscheinen "silbrig" mit einem "goldigen" Anflug. Den Exemplaren auf dem Simplon fehlen ausgeprägte, dunkle Deckspelzen-Querbinden, die normalerweise die weitverbreitete ssp. pubescens charakterisieren.
Unscheinbare (mikroskopische) Merkmale
Feine Unterschiede lassen sich bei den Grannen der beiden Unterarten feststellen: Bei ssp. laevigatum liegen die Stachelhaare dem distalen Grannenteil flach-dreieckig an, daher scheint die Granne beinahe glatt zu sein. Die Stachelhaare von ssp. pubescens stehen dagegen stärker seitlich ab.
Rhachilla und Kallus sind bei beiden Unterarten stark behaart. Die Haare der subalpin-alpinen Unterart erscheinen auffällig straff aufrecht. Die Haare der ssp. pubescens sind nicht besonders starr und lassen sich leichter biegen.
Sollten sich die hier erwähnten Merkmale als konstant erweisen, müsste der Status als Unterart erneut diskutiert werden. Schon 1902 standen Ascherson & Graebner vor diesem Problem.
Zur Fundstelle auf dem Simplon
H. pubescens ssp laevigatum wächst zerstreut in einer extensiv benutzten Alpweide. Auffällige Begleiter: Botrychium lunaria, Carex sempervirens, Carlina acaulis, Centaurea nervosa, Gentiana acaulis (kochiana), Gentiana ramosa, Geum montanum, Potentilla grandiflora, Pulsatilla apiifolia (sulphurea), Viola calcarata...
Die Weide (2050 m ü. Meer) wird gelegentlich eutrophiert durch das Vieh. Der Boden ist eindeutig sauer (im Gegensatz zu den meisten Angaben in Floren). Helictotrichon pubescens s.l. hat aber ein weites pH-Spektrum, deshalb ist die vorliegende Fundstelle nicht sonderlich aussergewöhnlich.