Zur "Architektur" der Pflanzen
Unter "Architektur" der Pflanzen wird hier eine Gesamtsicht vertreten: Aufbau und Wachstum mitsamt Funktionen.
Wuchsformen beziehen sich auf die Gesamt-Morphologie der Pflanze.
Lebensformen sind eingeteilt nach der Lage der Erneuerungsknospen.
Wuchsform und Lebensformen werden oft nicht unterschieden.
- Architektur-Modelle: Organisation der Pflanzen, genetisch fixiert und aufgebaut durch die Bildungsgewebe (Meristeme).
- CSR: C = Konkurrenzstrategen; S = Stress-Strategen; R = Ruderalstrategen. Diese Strategie-Typen können kombiniert werden.
- Zeigerwerte: Pflanzen werden mit Hilfe von Zahlen bewertet (Feuchtigkeit, Stickstoffgehalt, Licht...).
- PFT: Pflanzliche Funktions-Typen. Verschiedene Pflanzenarten werden gruppiert nach ähnlichen Funktionstypen (Auswahl wichtiger Merkmale, z.B. Blattfläche, Samengewicht...).
Langes Leben
Drachenbaum und Lärche werden Jahrhunderte alt. Es sind Phanerophyten, unterscheiden sich aber völlig in ihrer Architektur. Der Drachenbaum zweigt sich auf (Modell Leeuwenberg), die Lärche dagegen wächst mit Haupttrieb (Modell Rauh).
Paris quadrifolia (Einbeere): Schätzen Sie das Alter...
Im Durchschnitt wird dieser Geophyt und Mull-Kriecher bis 200 Jahre alt. Respekt vor diesem Langsam-Wanderer!
Schopfrosetten (Phanerophyten und Hemikryptophyten)
Aufgrund von Klima, Boden etc. lassen sich Voraussagen über die Zusammensetzung der Lebensformen in einem Gebiet machen. Nicht immer genügt dies, denn oft ist die besondere geologische Vergangenheit mitentscheidend.
Auf den Kanaren z.B. gibt es Gebiete mit der Häufung von Arten der Gattungen Aeonium und Sonchus (mit verholzter Basis und Schopfrosetten). In der Isolation (Inseldasein) spalteten diese Gattungen rasch auf (adaptive Radiation); zudem entstanden aus krautigen Vorfahren verholzte Arten.
Sukkulenz; Konvergenz
Wuchsformen sind häufig konvergent entstanden: Aehnliche ökologische Bedingungen lassen ähnliche Wuchsformen entstehen. Euphorbia canariensis (ein Stammsukkulent) wird oft verwechselt mit einem Kaktus.
Wurzeln
Als unterirdische Organe werden Wurzeln total unterschätzt. Ihre Masse ist meist beträchtlich! Auffällig sind dagegen Brett- und Stützwurzeln, die die Struktur gewisser Tropenwälder prägen.
Blütenstände, Blüten
Aeusserst mannigfaltig sind die Strukturen von Blütenständen und Blüten. Die Hochblätter von Zingiberaceen sind allein schon attraktiv; gelegentlich wechseln auch die Farben von Kronblättern im Alter (hier von Echium von rot nach blauviolett bei alten Blüten).
Viele rein-rote Blumen gelten als Vogelblumen (Nektarvögel und Kolibris). Strelitzia aus Südafrika bietet zudem reichlich dünnflüssigen Nektar.
Blütenbiologische Systeme haben 2 Ausrichtungs-Tendenzen: Entweder werden Gestalttypen (Blütenbau) zusammengefasst, oder die Einteilung erfolgt nach den Bestäubergruppen.
Calliandra (Mimosaceae) fällt auf durch büschelige Blütenstände, in denen die Staubblätter farblich völlig dominieren. Salvia (Lamiaceae) und Brillantaisia (Acanthaceae) bilden monosymmetrische Lippenblüten.
In Südafrika ist Calliandra melittophil, sphingophil und ornithophil (= immenblütig, schwärmerblütig und vogelblütig), und Salvia trotz Lippe immenblütig, tagfalterblütig (psychophil) und sogar vogelblütig.
Ueberdauerungsgebilde dieser Pflanzen sind Samen, Früchte oder Fruchtstände. Melampyrum arvense ist zudem ein Halbparasit, der die Wurzeln anderer Pflanzen anzapft.
Vollparasiten haben kein Chlorophyll. Sie müssen vom Wirt organische Stoffe aufnehmen.
Cuscuta spec. (Nesselseide, Teufelszwirn) gilt als spezialisiertes Windengewächs. Die Wirtspflanzen werden umsponnen. Wurzeln fehlen; die Laubblätter sind reduziert zu Schuppen. Die Windungen des Schmarotzers erzeugen ringsum Saugorgane (Sekundärhaustorien = Saugorgane aus Sprossgewebe des Schmarotzers
gebildet).
Der Sauerklee ist ein intermediärer Strategietyp CSR; dieser steht zwischen den Haupttypen.
Die Lichtzahl (=1) ist extrem tief: Oxalis ist eine Tiefschattenpflanze.